Expertendiskussion zur Behandlung von Blasenentzündungen

Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich können bei unkomplizierten Blasenentzündungen als Mittel der ersten Wahl empfohlen werden. So lautet das Ergebnis einer Expertendiskussion zum Thema „Behandlung von Blasenentzündungen - Wege aus der Resistenzfalle“. „Blasenentzündungen können mit Senfölen wirkungsvoll und nebenwirkungsarm behandelt werden“, erklärten die Experten verschiedener Fachrichtungen aus Klinik und Praxis bei dem Treffen*. So würden hoch effektive Antibiotika für ernste und bedrohliche Erkrankungen aufgespart.

Diese Empfehlung der Experten wird in der Praxis bereits vielfach umgesetzt: Vor allem weibliche Patienten mit zahlreichen Blasenentzündungen können die mit einer häufigen Antibiotikagabe verbundenen Nebenwirkungen wie Scheiden- oder Darmpilze und Durchfälle vermeiden, wenn sie bei akuten Harnwegsinfekten oder zur Verlängerung der beschwerdefreien Intervalle bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen zu den Senfölen greifen.

„Antibiotikaresistenzen stellen Ärzte aus Klinik und Praxis vor immer größere Herausforderungen, denn Antibiotika, die einstigen `Wunderwaffen gegen Bakterien´ versagen immer häufiger“, erklärte Dr. med. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie und Pressesprecher des Berufsverbandes der Deutschen Urologen. Infolgedessen ist es sinnvoll, bei einfachen bakteriellen Infektionen, wie zum Beispiel unkomplizierten Blasenentzündungen, auf wirksame pflanzliche Präparate auszuweichen.

Prof. Uwe Frank, Heidelberg, wies darauf hin, dass die Zahl neuer Antibiotika stetig sinkt. In den letzten zehn Jahren seien nur sieben neue Substanzen auf den Markt gekommen. Neuentwicklungen blieben vor allem in dem Bereich aus, in dem sie besonders dringend benötigt werden: bei den urologisch relevanten Bakterien. Während chemische Antibiotika gegenüber diesen Erregern immer häufiger wirkungslos bleiben, zeigten Pflanzenstoffe wie die Senföle in Laboruntersuchungen gegen antibiotikaresistente Keime, wie zum Beispiel E. coli oder Klebsiella pneumoniae, eine ausgeprägte bakterienhemmende und –abtötende Wirkung.

„Trotz der zunehmenden Resistenzproblematik werden chemische Antibiotika in der täglichen Praxis nach wie vor zu häufig bei einfachen Infektionen, bei viralen Infektionen (z.B. bei Atemwegsinfektionen) und nicht sicher durch Bakterien verursachten Infektionen verschrieben“, beklagte Prof. Andreas Michalsen, Internist, Chefarzt Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde an der Charité Universitätsmedizin in Berlin. „Der Einsatz von chemischen Antibiotika sollte daher generell auf das Notwendigste beschränkt und, wenn möglich, auf wirksame pflanzliche Alternativen zurückgegriffen werden“, ergänzte Privatdozent Dr. med. Winfried Vahlensieck, Facharzt für Urologie, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung Urologie an der Reha-Klinik Wildetal in Bad Wildungen. So ließen sich zum Beispiel durch die Verwendung von Pflanzenarznei bei akuten unkomplizierten Blasenentzündungen große Mengen Antibiotika einsparen, bekräftigte der Experte.

HÄUFIG WIEDERKEHRENDE BLASENENTZÜNDUNGEN MINDERN DIE LEBENSQUALITÄT

„Besonders immer wiederkehrende Blasenentzündungen können die Lebensqualität der Betroffenen extrem beeinträchtigen“, schilderte der Urologe Dr. Andreas Lucas aus Dietzenbach. Vor allem weibliche Patienten mit zahlreichen Rückfällen seien aufgrund der mit einer häufigen Antibiotikagabe verbundenen Nebenwirkungen wie Scheiden- oder Darmpilzen und Durchfällen sehr frustriert und daher offen für nebenwirkungsärmere Behandlungsalternativen. Dies bestätigte Dr. med. Dorothee Struck, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Ärztin für Naturheilverfahren aus Kiel. Frauen mit häufigen Blasenentzündungen würden von Anfang an gezielt nach einem pflanzlichen Präparat fragen, um lästige Nebenwirkungen zu vermeiden.